Winter Warrior Finnland am nördlichen Polarkreis
24.04.2019 Autor: Thomas Leitinger
Der Weg zum Winter Warrior in Finnland begann genau genommen bereits im Frühling 2018 und zwar mit einem Video der ersten Austragung. Dem folgte dann relativ schnell die bekannte Frage: „Wer mag dort hin?“ Mit einem vorschnellen JA war ich auch schon dabei.
Der Weg nach Finnland
Zu 5t machten wir uns am Mittwochabend auf in die Kälte des Nordens. Über Helsinki, mit einer Übernachtung, ging es mit kurzem Zwischenstopp in Ivalo (nördlichster Flughafen Finnlands!) dann zu unserem eigentlichen Ziel, dem Flughafen Kittilä. Dort angekommen brachte uns der Flughafenbus durch die tief verschneite Landschaft von Lappland nach Äkäslompolo. Im Hotelangelangt bezogen wir unser Apartment das natürlich (ganz finnisch ) mit eigener Sauna ausgestattet war. Von den finnischen Getränke- und Essenspreisen recht geschockt, nutzten wir das traumhafte Wetter am Vortag des Rennens für eine Skidoo Safari. 3 Stunden durch die Landschaft über 2 Berge und Seen linderten den Preisschock zumindest zeitweilig.
Erstkontakt und Vogelinfo
Am Vorabend des Rennens spazierten wir gemütlich vom Hotel zum Startbereich und fassten unsere Startsackerln aus. Dabei sahen/trafen wir dann auch weitere Teilnehmer des Rennens. Insgesamt waren es ca. 60 Starter aus 12 Nationen die sich am Winter Warrior messen wollten … sozusagen ein überschaubarer Haufen Wahnsinniger.
Nach der Anmeldung bekamen die Anwesenden noch die verpflichtende Sicherheitseinweisung und allgemeine Laufinfo vom Veranstalterteam im dortigen Kinosaal. Wir wurden über die Gefahren der Landschaft aufgeklärt und auch über die dortige Tierwelt. Wir, die Teilnehmer, sollten uns in Acht nehmen vor dem „Real Angry Bird“. Dabei handelte es sich um einen sehr territorialen Auerhahn. Die Laufstrecke musste aufgrund seiner „Nervosität“ sogar umgeleitet werden und führte so in einer Schleife rund um sein Revier herum. Trotzdem galt höchste Vorsicht.
Juche im Schnee oder Tiefschnee des Grauens
Am Lauftag wurden wir von einem praktischen Laufshuttleservice für € 5 pro Nase abgeholt. Der Start – Ziel Bereich war sehr überschaubar. Wir gaben unsere Wechsel- bzw. Zielsackerl ab und harrtem dem Start entgegen. Ein sehr lobenswerter wie praktischer Service vom Veranstalter ist der Transport von einem Wechselsackerl zu dem Wasserhindernis, welches sich in der Mitte der Strecke befindet. Nach einem kurzen Indoor-Aufwärmen begaben wir uns dann kurz vor 10:00 Uhr zur Startlinie. Dort standen dann alle Teilnehmer in einer Reihe aufgefädelt vor einer weißen schneebedecken Ebene.
Der Veranstalter und seine Helfer versuchten uns mit finnischem Heavy Metall und Motivationsgebrüll die Sorgen von dem Tiefschnee zu nehmen, was nur bedingt gelang. Der Tiefschnee, wie sich später herausstellte, war gute 1,40m tief und mit Fortdauern des Rennens seeeeeeehr zermürbend. Beim gemeinsamen Herumgehüpfe vor dem Startschuss wurden ein paar Läufer vom Tiefschnee knietief aufgesogen und hatten Mühe wieder herauszukommen.
Unendliche Weiten
Nach dem Start begannen alle Teilnehmer mehr schlecht als recht zu laufen, was nach wenigen Metern in einem gemeinsamen Bear Crawl endete und das für die kommenden 300m bis es auf eine passable feste Laufstecke führte. Es muss erwähnt werden, dass LäuferInnen mit einem Startgewicht von 60 Kilo (oder weniger) resp. Schuhgröße 50 oder mehr deutlich bessere Chancen haben den Lauf ohne längere Kriechpassagen zu absolvieren. TeilnehmerInnen mit diesen Voraussetzungen hatten es deutlich einfacher und konnten auf dem Schnee laufen und versanken nicht ständig hüfttief darin.
Die Kriechpassagen wurden immer wieder von kurzen aber gut laufbaren Wegen durchbrochen bis es zum ersten Berg ging. Die einzelnen Wegpassagen hießen CRAZY REINDEER FOREST und DEEP TRAIL TO HEAVEN. Den Berg zu erklimmen war an sich nicht die große Herausforderung, denn die ca 500 Höhenmeter des Kellostapuli waren gut zu steigen es war eher der Gegenwind, Steine und Eisplatten. Nach der Besteigung des Hügels ging es den vereisten Kamm entlang mit einer atemberaubenden Aussicht über die Weiten Laplands.
Leichtgewichte bevorzugt
Die Kriechpassagen wurden immer wieder von kurzen aber gut laufbaren Wegen durchbrochen bis es zum ersten Berg ging. Die einzelnen Wegpassagen hießen CRAZY REINDEER FOREST und DEEP TRAIL TO HEAVEN. Den Berg zu erklimmen war an sich nicht die große Herausforderung, denn die ca 500 Höhenmeter des Kellostapuli waren gut zu steigen es war eher der Gegenwind, Steine und Eisplatten. Nach der Besteigung des Hügels ging es den vereisten Kamm entlang mit einer atemberaubenden Aussicht über die Weiten Laplands.
Kaiserwetter am Kamm
Den Berg hinab ging es teilweises in einer Schneerinne und das auch richtig schnell am Hosenboden. Unten wieder angekommen kam der Streckenabschnitt THE MAZE. Hier waren einige Kriechhindernisse in den Schnee gegraben und mit Planen abgedeckt. Teilweise mussten wir im Dunklen unseren Weg in schulterbreiten Tunneln geradezu ertasten.
Angry Bird wo bist du?
Nun kam der Abschnitt des bösen Vogels. Wir wurden am Beginn der Teilstrecke nochmals darauf hingewiesen, dass hier der Auerhahn sein Unwesen treibt. Mit Ehrfurcht vor diesem recht großen Vogel haben wir diese Passage so gut es ging im Eiltempo passiert. Nach dem Abschnitt führte uns die Strecke wieder raus ins freie Gelände hin zu einem zugefrorenen See und zu den SCREAM TUNNELS.
Geplant und mit dem Kopf so vereinbart war, dass das vor Ort platzierte Neoprengewand angezogen wird. Naja einen Plan kann man schnell über den Haufen werfen. Raus aus der Hose und aus dem Shirt und nur mit Schuhen, Socken und der langen Hose rein ins Wasser. Es ging zur Einstimmung durch 3 bauchnabeltiefe Wasserbecken. Beim 4ten Becken mussten wir unter 3 Stämmen durchtauchen. Die Wasserbecken waren relativ schnell erledigt. Das absolvieren des Tauchbeckens dauerte bei mir etwas länger. Nach dem Brainfreeze ab in ein provisorisches Indianerzelt, abtrocknen, Laufkleidung wieder anziehen und weiter ging es.
Eiswürfel auf den Berg
Das nächste Hindernis war der Berg Kesänki der mit seiner Höhe von 535m über den DEVILS PATH mit einem zuvor aufgenommenen Eisklumpen bewältigt werden musste. Aufgrund der Steilheit und des ewig langen Anstieges war das zuvor passierte Wasser schnell vergessen. Die Baumgrenze war schnell hinter uns und die letzten Meter bis zum Gipfel waren mit Eis, Schnee, Steinen und dem doch recht stark wehenden Wind bestückt. Oben angekommen durften wir den Eisblock ablegen und ab ging es wieder hinunter. Mit schnellen aber doch mit Bedacht gesetzten Schritten ging es wieder Richtung Baumgrenze.
Hier begann für viele erst die richtige Herausforderung. Der Schnee wurde schwer und gab bei jedem Schritt nach. Die nächsten 1,5km im Wald wieder zurück zum See wurden zu einer mentalen Schlacht. Bei jedem Schritt sank man fast hüfttief in den Schnee ein. Das waren die längsten 1,5km die ich jemals bewältigt habe.
Beim See angekommen ging es über selbigen auf einer Langlaufloipe weiter. Auf dem See waren noch 5 kleinere Hindernisse zu überspringen oder kriechen. Nach dem See wurde der Weg wieder enger und es kam der CRAZY REINDEER FOREST. In dem Wald folgen recht dicht gestaffelt einige Geschicklichkeitshindernisse die sich auch in diversen Hochseilgärten finden. Besonders knackig war die Kombination aus 2 Seiltraversen. Die erste war gute 10m lang und leicht aufwärts zu bewältigen. Kurz danach die zweite in einer V-Form gespannt zwischen 3 Bäumen. Die Unterarme hatten hier gut zu tun um Positiv anzumerken gibt es hier die Strafregelung. Das Nichtschaffen wurde je nach zurückgelegter Länge am Hindernis mit Burpees belohnt. Also 30 wenn man gar nicht kann, 15 wenn man es bis zur Hälfte schafft usw.
Über die Stufen ins Ziel
Auf den letzten Metern waren dann noch 3 Hindernisse zu bewältigen. Als erstes waren es riesige in den Schnee gestampfte Stufen rauf auf einen kleinen Hügel in das Start Ziel Gelände.Dann eine 2,5 Meter hohe Eiswand und zum Schluss musste man sich unter einem Holzstamm durchgraben. Dies hat einigen Läufern die letzte Kraft oder auch den letzten Nerv gekostet. Im Ziel gab es herzliche Umarmungen der Veranstalter und die lang ersehne Medaille. Am Abend war in einem nahegelegenen Hotel die Siegesfeier anberaumt, der wir beiwohnen mussten, da unser Florian als schnellster Österreicher das Ziel erreicht hat und somit in die Wertung als Fahnenträger für Österreich ins Ziel lief.
Fazit
Alles in Allem war es ein gelungenes Event. Sehr gut organisiert und geplant. Hier wird nichts dem Zufall überlassen. Auf ca. 60 Starter kamen gefühlte 30 Volunteers die immer und überall auf der Strecke anzutreffen waren. Alle waren freundlich und top motiviert! Dieses Rennen im Norden kann ich nur jedem Schnee und Kältefreak ans Herz legen. Danke lieber Winter Warrior ich denke ich komme wieder!
Schicke uns auch deinen Erfahrungsbericht vom Winter Warrior Finnland!