Wir berichten vom Winter Hell am Nürburgring
30. November 2017 · Autor: Florian Oberstelehn
"Schneebedeckte Gebirgszüge, dichter Nebel und Temperaturen um den Gefrierpunkt hießen uns auf unseren letzten Kilometern willkommen. Die einzelnen Dörfer, die an uns vorbei zogen schienen noch zu schlafen - doch wir, das Team H.U.L.K., waren hellwach und freuten uns auf den ersten Hindernislauf in diesem Jahr"
Der Veranstalter Hero League eröffnete zum ersten Mal in Deutschland seine frostigen Pforten und präsentierte uns einer der härtesten Läufe Russlands - den Winter Hell. Hero League ist mit etwa 89 Events und mehr als 500.000 Teilnehmern in Russland ein Experte auf dem OCR Gebiet. Somit standen die Erwartungen an den Veranstalter und an dem Lauf an sich enorm hoch.
Austrageort war der Nürburgring - eine deutschlandweit bekannte Rennstrecke in der Eifel. Noch nie gab es so früh im Jahr eine sportliche Veranstaltung am Nürburgring. Auch die Hindernissaison beginnt regulär ab März in Deutschland. Somit eröffnete der Winter Hell generell und für uns persönlich die Hindernissaison 2018.
Als unsere 11-köpfige Gruppe am Gelände angekommen war machten wir uns als erstes auf dem Weg unsere Startunterlagen zu erhalten. Im Ring Boulevard wurden wir schon mit einem freundlichen "dobraje utra" begrüßt und weiter auf Englisch eingewiesen, welches die russische Veranstaltung sehr authentisch machte.
Zur offiziellen Eröffnung wurde eine hochmotivierende Ansprache gehalten und die deutsche und russische Nationalhymne gespielt, so dass jetzt auch wirklich jeder Teilnehmer es nicht mehr abwarten konnte an die Startlinie zu gehen. Nachdem wir uns umgezogen und unser Gepäck an der Gardrobe abgegeben hatten machten wir uns auf dem Weg zum Start. Mit etwa 1000 anderen Teilnehmern an der Startlinie war die Stimmung am Kochen. Eine motvierende Liveband hoch über der Startbahn brachte selbst den müdesten Teilnehmer in Bewegung, so dass wir den Start kaum abwarten konnten.
Um etwa 12.15 Uhr liefen wir in der 2. Startwelle endlich los und der erste Hindernislauf 2018 hatte begonnen. Pünktlich zum Start fielen die ersten Schneeflocken und unsere Motivation kannte keine Grenzen mehr, denn wir hatten uns einen weißen Hindernislauf gewünscht, den wir auch bekommen sollten. Auf den ersten Meter genossen wir es sichtlich auf der Rennstrecke zu laufen auf der normalerweise PS-starke Autos fuhren und kamen an den ersten Hindernissen an. Hierbei mussten wir abwechselnd über mehrere 1,5m hohe Zäune klettern und diese durchkriechen, welche nun auch die letzten Muskelfasern im Körper aktivieren sollten. Hierbei halfen wir uns nicht nur gegenseitig, sondern auch vielen anderen Teilnehmer, die sich mit einem freundlichen Lächeln bedankten.
Nach etwa einem Kilometer folgte das erste Massenhindernis. Ein 6 m hohe, geneigte Wand, die wir mithilfe eine Seils überwinden sollten. Wir starteten alle in einer Reihe und überwindeten das Hindernis und wurden von dem hochmotivierten Instructor Team angefeuert.
Nach weiteren gelaufenen Kilometern, diversen Hindernissen im Wald erreichten wir die erste Versorgungsstation. Hier wurden wir mit freundlichen, motivierenden Worten im Empfang genommen und genossen die gute Gastfreundschaft Russlands bei schmackhaften Kuchen und heißen Tee.
Der Schneefall wurde immer heftiger und die Umgebung verwandelte sich in eine wunderschöne Schneelandschaft. Mit teils zusammengekniffenden Augen und roten Wangen ging es über wetere Hindernisse. Aufgestapelte, alte Autoreifen, ein Labyrinth aus Heuballen pflasterten den Weg bis wir zu einem 4,5 m hohen Netz kamen, welches zwischen zwei Bäume gespannt war.
Hierbei möchten wir erwähnen, dass die Instructor (Hindernisüberwachung) einen großen Fokus auf die Sicherheit setzten. Es wurden immer nur eine gewisse Anzahl von Läufern auf das Hindernis losgelassen, so dass keine Engpässe auf dem Hindernis entstanden und auch das Risiko des Herabstürzen minimiert wurde. Generell möchten wir erwähnen, dass das Instructorteam auf der gesamten Strecke ein Pardabeispiel für eine gute Organisation war. Jede eingesetzte Person, ob als Instructor oder Streckenposten war hochmotiviert, begeisterungsansteckend und hilfsbereit. Selbst bei starkem Schneefall und Temperaturen um den Gefrierpunkt gab es keine Person, die lieber mit dem Handy spielte als sich um die Läufer zu kümmern oder nur die Zeit absitzen - daher noch einmal ein wirklich großen Lob an die Organisation vom Winter Hell Veranstalter.
In der Nordschleife angekommen warte das Hindernis "Rukochod" auf uns - ein Hangelhindernis der Extraklasse. Hierbei musste ein 18 meterlanger Hangelparkour mit Hilfe von Seilen, Ringen und Stangen überwunden werden. Die Hälfte der Distanz war geschafft und so langsam kroch die Kälte in unsere Knochen, denn der Schneefall wurde stärker und auch der Wind frischte weiter auf. Doch an Zweifeln oder Aufgeben war nie zu denken, denn der Spaßfaktor an den Hindernissen war enorm. An einem weiteren Hindernis mussten wir durch aneinander gereihte Autorreifen durchkriechen, wobei wir uns gegenseitig anfeuerten und auch weitere Leute damit ansteckten.
Auch die Aufmerksamkeit eines deutschen Fernsehteams war geweckt und begann uns zu filmen und zu interviewen.
Bei dem Winter Hell ist uns positiv aufgefallen, dass es nicht nur die typischen Hindernisse gab, sondern auch viele neue Variationen. Bei diesen kam es nicht auf den Schwierigkeitsgrad an, sondern mehr auf den Spaßfaktor. So mussten wir zum Beispiel durch einen geschlossenen Container, der mit Gymnastikbällen gefüllt war, uns einen Weg bahnen oder uns mit Stangen durch einen abschüssigen Container hindurchhangeln. Ein weiteres Highlight, auf das wir auf jeden Hindernislauf zählen, sollte natürlich auch nicht fehlen. Auf einer Strecke von etwa 15 Meter mussten wir uns unter einen Stacheldrahtnetz durch eiskalten Schlamm kriechen. Spätestens jetzt setzte das Taubheitsgefühl in Händen und Füßen ein und bescherte uns die winterliche Hölle.
Auf den letzten Kilometern mussten wir seitlich an Containern entlang klettern, um das Hindernis zu überwinden. Mit tauben Fingern und Füßen war dies fast unmöglich, dennoch halfen wir uns gegenseitig und waren erfolgreich. Das letzte Hindernis konnten wir schon von weitem erkennen. Der Olymp - eine 9 meterhohe Quaterpipe. Die Pipe und die Hilfsseile waren durch Schlamm und Schneefall sehr rutschig, so dass es für uns selbst mit gegenseitiger Hilfe es nicht möglich war dieses letzte Hindernis zu überwinden. Nach drei Versuchen mussten wir an diesem Hindernis aufgeben, was uns aber nicht enttäuschte, sondern eher motivierte es beim Winter Hell 2019 es noch einmal zu versuchen und womöglich erfolgreich zu sein. Durchgefroren, aber glücklich kamen wir nach 12 Kilometern im Ziel an und wurden von dem Veranstalter empfangen, der uns feierlich die verdienten Medaillen überreichte.
Der Winter Hell 2018 am Nürburgring hat unserer Meinung nach eine erfolgreiche Premiere gefeiert. Die Distanz war mit vielen Hindernissen gespickt, die teils fordernd und unterhaltsam waren. Die Lauf war ausgezeichent organisiert. Von der Startnummerausgabe, über die Versorgungsstationen bis hin ins Ziel haben wir nichts zu beanstanden. Das Orgateam war freundlich, immer hilfsbereit. Die Versorgungsstationen war mit genügend Getränken und Snacks ausgestattet.
Wir, das Team H.U.L.K. sind stolz am ersten Winter Hell Deutschlands teilgenommen zu haben und freuen uns auf eine erfolgreiche Fortsetzung im Jahr 2019."
Schicke uns auch deinen Erfahrungsbericht vom Winterhell am Nürnbergring!