Ein Bericht über einen Klassiker unter den Hindernisläufen, Tough Mudder
19. Juni 2018 · Autor: Florian Oberstelehn, Fotografen: Rita Sadkowski, Axel Schnier
Erzählt man daheim seinen Mitmenschen was ein Extrem-Hindernislauf ist, so erntet man entweder fassungsloses Kopfschütteln oder überraschte, interessierte Blicke.
"Tough Mudder … ja habe ich schon mal gehört oder im TV gesehen. Das ist doch mit Strom und Eiswasser und so." Unser Team H.U.L.K. wurde genau dort … mit Strom und Eiswasser und so … gegründet.
Am 02. Juni 2018 fand der Tough Mudder NRW bereits zum 6. Mal in Arnsberg statt. Im idyllischen, sauerländischen Herdringen öffneten die Macher des weltbekannten Hindernislaufs ihre Pforten und die Menschen kamen in Scharen.
Unter den 16500 Teilnehmern war auch unser Team H.U.L.K. auf der 18 Kilometer Full Distanz vertreten und startete mit einer 22-köpfigen, grünen Horde.
Ausgiebige Regengüsse weichten die Wiesen und Wälder nahe des Jagdschlosses Herdringen auf und verwandelten die Laufstrecken zu schlammigen Straßen.
Auch am frühen Morgen war es relativ frisch und weiteres Unwetter wurde angekündigt.
Unsere Motivation war groß und jeder Meter, den wir uns dem Tough Mudder Gelände näherten, ließ unsere Stimmung ansteigen.
Am Check-in angekommen verlief die Abholung der Startunterlagen vorbildlich. Freundliche Volunteers wünschten uns viel Spaß und hießen uns im Tough Mudder Camp willkommen. Im Camp gab es Toiletten, Garderoben, einige Sponsoren Zelte und natürlich Stände für das leibliche Wohl.
In kürzester Zeit fand sich unsere große Horde zusammen, die aus allen Ecken Deutschlands angereist waren. Nach der Unterbringung von Taschen und das Anbringen unserer Verkleidung gingen wir endlich an den Start.
Die Begrüßung und das Warm-up ist beim Tough Mudder jedes Jahr gleich, aber einzigartig. Heroische Musik, das Aufsagen der Regeln und das Gefühl einer großen Familie anzugehören ließ jeden in völliger Euphorie verfallen.
Der Countdown begann … Anfang des Jahres ließen sich die Veranstalter ein neues Konzept einfallen und zwar das rundenbasierte Laufen. Wenn man die Full Distanz meistern wollte, so lief man die blaue und im Anschluss die orange Runde. Beide Runden verliefen des öfteren parallel oder kreuzten sich, dennoch wiederholten sich die Hindernisse selten.
Auf den ersten Metern fiel uns die schlammige Strecke auf. Die vergangenen Regengüsse hatten den Boden aufgeschwemmt und erhöhte nochmals den Schlammfaktor. Spätestens am Hindernis "Mud Mile" war jedem klar, dass es dieses mal eine sehr dreckige Angelegenheit wird. Nach dem Durchqueren von Wassergräben und Überwinden von kleineren Schlammhügeln nahmen wir alle einen natürlichen, erdfarbenen Ton an.
"Heidi´s Weg" ist berühmt und berüchtigt auf der NRW Strecke. Die Berge bauten sich allmählich vor uns auf, je näher wir diesen kamen. Zweimal hoch, zweimal runter war das Ziel - wobei das Herunterlaufen/-rutschen viel angenehmer war.
Nun verschwanden wir für eine Weile im Arnsberger Wald und genossen dort ein paar weitere Hindernisse. Ein absolutes Highlight ist für uns immer wieder die "Berg- und Talfahrt". Unter den Herdringern ist dieses Tal voller Matsch auch als Saukuhle bekannt. Knie- bis hüfttiefer Schlamm lässt so manchen Laufschuh für immer verschwinden und auch an unseren Kräfte wurden stark gezerrt. Dennoch überwanden wir auch dieses und bewegten uns weiter Richtung Ziel.
Auch der "Artic Enema" war wieder mit von der Partie, nur hat die Eiswasser an Kälte verloren und war eher eine willkommene Erfrischung bei dem warmen Wetter.
Alte, aber dennoch gute Hindernisse wie das "Electric Eel" und auch der "Cage Crawl" wurden dieses Jahr auf dem Tough Mudder NRW wieder eingeführt was uns sehr freute. Die Stromstärke hatte zwar abgenommen, dennoch war es ein unterhaltenes Hindernis.
Nach vielen Höhenmeter und einer weiteren Runde durch die Vegetation Herdringens kamen wir auf die Zielgeraden und freuten uns auf Hindernisse für die der Tough Mudder weltweit bekannt ist.
Den "Everest", eine zu überwindende Quarterpipe, baute sich am Horizont auf. Doch je näher wir kamen, umso klein blieb er auch. Der "Everest" ist nur noch ein Schatten seiner selbst geworden. Mindestens ein Drittel niedriger, einer profilierten Oberfläche und fehlender Abrundung am oberen Rand waren wir sehr von diesem Hindernis(chen) enttäuscht. Früher musste man noch einmal seine letzten Kräfte mobilisieren, um den "Everest" zu besteigen. Von nun an reicht ein leichter Trab, um den einstigen Berg zu besteigen.
Taumelnd, immer noch verwirrt über den "Everest" machten wir uns auf den letzten Endspurt ins Ziel. Dieser Endspurt sollte länger dauern wie erwartet. Als vorletztes Hindernis gab es den "Kong" und "Kong Infinity". Der "Kong", bei dem wir mittels fünf hängender Ringe die rettende Plattform erreichen mussten, war die Warteschlange relativ gering. Beim "Kong Infinity", bei dem wir mittels einer rollenden Tonne mit Hangelgriffen zur anschließenden Plattform gelangen mussten, war die Warteschlange enorm. Etwa eine halbe Stunde standen wir an, um endlich an dem neuen, anspruchsvollen Hindernis teilnehmen konnten. Zum Glück war dieses Hindernis nur den Wiederholungstätern (Legionäre) gewidmet und unsere Tough Mudder Neulinge vergaben uns.
Zu guter Letzt kam noch das Teamwork Hindernis "Pyramide Scheme". Dieses Hindernis war nach unzähligen Überquerungen anderer Teilnehmern nur noch im Team möglich. In unserem Team H.U.L.K. steht Teamwork ganz weit oben und konnte von uns direkt angewendet werden.
Das Ziel war nahe, die Stirnbänder und Getränke erwarteten uns schon. Wir fassten uns alle an die Hand und liefen brüllend gemeinsam ins Ziel… Der Tough Mudder NRW 2018 war geschafft!
Auf den Tough Mudder NRW 2018 blicken wir misstrauisch zurück. Der schwache Schwierigkeitsgrad einiger Hindernisse machte den Lauf zu einem spaßigen Erlebnis, anstatt zu einer Herausforderung. Wir vermuten, dass der Veranstalter vermehrt massentaugliche Hindernisse einsetzen möchte, um Wartezeiten, Verletzungen zu vermeiden und womöglich noch mehr Teilnehmer zu gewinnen.
Dennoch war es wirklich ein Lauf mit großem Spaßfaktor, den so mancher von uns weiterhin wiederholen wird.